Beschreibung
Der Bandname passt, denn irgendwie so verloren und zeitlos zäh wie der Kosmos wirkt auch der Spacedoomsound von SATURNDUST aus Brasilien. Die Samba Lebensfreude des brasilianischen Jetset weicht hier einer Klanghölle, die über die wütenden und blasphemischen Thrash – und Deathmetaleruptionen von schmutzigen Favelabewohnern hinausgeht, wie man sie von den Dschungelthrashlegionen á la SEPULTURA, SARCOFAGO, GENOCIDIO, HOLOCAUSTO und ähnlichen Brüdern der 80er her kennt. SATURNDUST sind derb, sehr derb. Ihre klassischen Doomriffs werden noch weiter verlangsamt dargeboten und mit Klängen aus dem Synthesizer vereint, die eine kosmische Atmosphäre schaffen und vielleicht sogar einen ganzen neuen Kosmos entstehen lassen. Der Urknall mit Blastbeats im ersten Song, irgendwo in der Mitte dessen und das wütende Schreien darüber im besten Sludgestil, werden sicherlich für die Entstehung einer neuen Welt gesorgt haben und sei es in unserer Fantasie. Das zähe, brodelnde Kriechen der pechschwarzen Riffs – mit diesen surrenden, wabernden Synthesizern dazu – ist für den Hörer eine komplett trippige Erfahrung. Dass die Band dabei sogar sowas wie Ansätze von Melodien ins Spiel bringt, macht ihre Musik zumindest ein wenig menschlicher. Der kranke Gesang zwischen Heldentenor und wütendem Hardcorepunkkreischen bringt noch mehr Gefühle ein, macht das Endergebnis jedoch nicht weniger verstörend. Zuweilen wogen die Passagen wie ein vom Sturm aufgewühlter Ozean, die Abwechslung ist also schon gegeben, auch wenn alles wie eine einzige Klangwand vor Dir steht. Manchmal glaubt man auch, in einer alten Werkshalle voller riesiger halb verrosteter und doch arbeitender Maschinen zu sein. Infernalisch ist das der richtige Ausdruck. Ein Trip zwischen bunter Psychedelik und schierem Wahnsinn der apokalyptischen Art wird hier geboten, weniger Song an sich, mehr Klanggemälde, wie es Hieronymus Bosch kaum irrsinniger und detaillierter auf seine Leinwände bekommen hätte. Es gibt Augenblicke, da begibt sich die Band ganz in Gefilde von kosmischer Musik oder auch Musique Concrète, letztere ist im Grunde pures maschinelles Brummen und Sausen zwischen Zahnarztbohrer und alten Modemklängen bei der Einwahl. In der Röhre bei einer Computertomographie hat man ähnlich musikalische Erfahrungen. Dann wieder gibt es diese bleischweren Brecher von einer majestätischen Morbidität und hier und dort mittelschnell donnernde Heavyparts, bei denen dann Sludgedoom, alter Deathmetal und der nicht ganz so flotte 80er Crustmetal englischer Art aus den Speakern poltern. Roh, scheppernd, wüst, bombastisch und derb wirken solche Augenblicke. Heavy ist hier alles, heavy und düster, voll von Leichengewürm, abscheulich nach Verwesung duftend. Bilder vom Weltenende, von den realen Schlachtfeldern des ersten Weltkriegs, von unaussprechlichen Ritualen zur Anrufung namenlosen Grauens machen sich in der Seele des Hörers breit. Spielerisch sind die Jungs gut beisammen, das merkt man. Der Sound ist auch sehr lebendig, wobei dies das angenehme Gruseln und die köstliche Verstörtheit noch verstärkt. Der Beginn des letzten Stücks ´Saturn 12.c´ ist sogar mit einer spannenden, aber immer schönen Melodieführung gesegnet. Versöhnlichkeit zum Abschluss dieser musikalischen Bösartigkeit? Es wird im Verlauf etwas wilder, feuriger, wobei die wabernden Gitarren und das tosende rhythmische Fundament nebeneinander zu laufen scheinen. Weiß der Teufel…hier erfährt man als Hörer die größte Musikalität des Albums. Jammiger Spacerock, Doom der scheppernden, infernalischen Art. Ich persönlich finde dieses Album gut, schön trippy. Ich mag es als klanglichen Schlüssel in eine Anderswelt, die aber zumeist düster und lebensfeindlich wirkt. Ich bin mir aber auch gerade nicht sicher, ob ich dafür 20 Euro oder gar mehr ausgäbe. Wenn ich es hätte vielleicht. Das Album ist sperrig und widerspenstig, vorerst. (streetclip – Sir Lord Doom)
Tracks
01. Negative-Parallel Dimensional
02. Astral Dominion
03. RLC
04. Time Lapse Of Existence
05. Saturn 12.c