AMEN 81Zurück aus Tasmanien

Label: my ruin
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SKU: 020792 Release Date: Sun, 29 Dec 2024

Description

1999 war nicht nur das Internationale Jahr der Senioren, es war auch das Jahr in dem ein gewisser Wladimir Putin russischer Ministerpräsident wurde und die NATO in den Kosovo einmarschierte. 1999 feierte zudem der Mauerfall seinen zehnten Geburtstag und Deutschland zeigte immer noch sein wahres Gesicht. Zwar war die Welle der schlimmsten Brandanschläge auf Flüchtlingsheime oder von Migrant:innen bewohnte Häuser abgeebbt. Doch das bedeutete natürlich keineswegs, dass der rechtsextreme Terror sich gelegt hatte, er war nur etwas beruhigt, nachdem das Asylrecht massiv verschärft worden war. Unter der medialen Oberfläche radikalisierten sich die Neonazis immer weiter. 1999 verübte der Nationalsozialistische Untergrund seinen ersten Sprengstoffanschlag. Der türkischstämmige Pächter einer Nürnberger Kneipe überlebte schwerverletzt.
1999 war aber auch das Jahr, in dem ein Klassiker des deutschsprachigen Hardcorepunks erschien: Amen 81 veröffentlichten “…zurück aus Tasmanien”. 37 Minuten wütender und angepisster Crustpunk, roh und ungeschliffen, direkt in die wirtschaftswunderverwahrloste Fresse Deutschlands gerotzt. Amen 81, damals noch
aus dem Napalm Duo Thorsten Disruptor und Rusty Heiko Hellhammer bestehend, setzten ihren Ton: laut und unmissverständlich. Textlich ist “…zurück aus Tasmanien” ein Manifest des Hasses auf deutsche Traditionen und Tugenden, auf die bierselige Doppelmoral, die sich selbst für die Aufarbeitung der eigenen Geschichte
feiert, in dem sie ein Hufeisen des Extremismus imaginiert, weil sie ihre eigene Lüge glaubt, aus der Geschichte gelernt zu haben. Dabei gilt was schon damals galt: Rechts ist, wo die Mitte ist.
25 Jahre später hat sich an diesem Befund nichts geändert. Das Hufeisen wird noch immer geschwungen, während im Bundestag jetzt auch offensichtliche Faschisten sitzen und die extremistische Mitte versucht mit einer Verschärfung des Asylrechts und Rückführungsabkommen den Rechtsextrist:innen die Stimmen zu klau-
ben. Gleichzeitig müssen jüdische Menschen wieder Angst um ihr Leben haben, weil seit dem Massaker der Hamas vom 7. Oktober 2023 der antisemitischer Mob seinen Auslöschungsfantasien immer freieren Lauf lässt.
Klerikal-faschistische Islamist:innen machen gemeinsame Sache mit dem ekelhaftesten Teil der deutschen Linke: den Antiimperialist:innen, die letztlich hinter jeder Ungerechtigkeit auf dieser Welt die jüdische Weltverschwörung vermuten. Und die glauben mit dem Kampf gegen Israel, den Völkermord zu verhindern, gegen
den schon ihre Urgroßeltern und Großeltern in Stalingrad kämpften.
Das Volk der Täter hat sich nicht geändert. Es ist immer bei sich selbst geblieben. Antisemitisch, nationalistisch, rassistisch und völlig besoffen von der eigenen Herrenmenschenideologie. Am deutschen Wesen soll damals wie heute die Welt genesen. “…zurück aus Tasmanien” wird dieses Jahr 25 Jahre alt, Amen 81 werden 30. Ein guter Grund, diesen zeitlosen Klassiker gebührend zu feiern. Und gleichzeitig traurig, weil auch die Texte zeitlos sind und nichts von ihrer Gegenwärtigkeit verloren haben. Der Mittelfinger gegen Deutschland ist immer noch richtig und wichtig. Die Filzlaus hat noch keinen Feierabend. Sie will Atomkrieg hier und jetzt!
Wie gut, dass pünktlich zur Silberhochzeit “…zurück aus Tasmanien“ von dem grundsympathischen Label MyRuin auf silbernen Vinyl wiederveröffentlicht wird. Die Neuauflage ist auf 300 Stück limitiert, kommt im Klappcover und enthält Nummer 81 des „Tasmanischen Tagblatts – der Zeitung zur inneren Unsicherheit“.
Einziger Unterschied zu damals: Die etwas aus der Zeit gefallene Faust, die einen damals für böse gehaltenen Barcode schlägt, musste dem Artitists against Antisemitism Logo weichen. Als Band, die sich schon immer aktiv gegen Antisemitismus eingesetzt hat, für Amen 81 eine Selbstverständlichkeit die Organisation zu unterstützen und die Stimme zu erheben, für große Teile der Linken und des Kulturbetriebs leider immer noch nicht.
FALK FATAL (Autor, Journalist, Podcaster und Sänger der Band FRONT)